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Die diakonische Haltung ist nicht an einen dienstlichen Vertrag gebunden

VEDD lädt Diakone, Diakoninnen und Mitarbeitende im Diakonat zu Fachgespräch ein

Dem Verband der evangelischen Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften (VEDD) ist die Weiterentwicklung des Berufsbildes ein großes Anliegen. Einmal im Jahr lädt er daher Diakone, Diakoninnen und Mitarbeitende im Diakonat zu einem Fachgespräch ein, dieses Mal ins sächsische Rothenburg/Oberlausitz. Die Brüder- und Schwesternschaft des Martinshofs war die gastgebende Gemeinschaft – das Fachgespräch fand im Anschluss an die Hauptversammlung des VEDD statt, die an den beiden vorhergehenden Tagen getagt hatte. Zu den rund 35 Personen, die vor Ort am Fachgespräch teilnahmen, kamen noch rund 25 digitale Teilnehmende dazu, darunter auch einige Studierende der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, die das Fachgespräch als Seminarangebot nutzten.

Nach einer Andacht des Superintendenten des Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz, Daniel Schmidt, startete der Vormittag zum Thema „Sinn:Fragen – Diakonat 2023“. In drei Workshops arbeiteten die Diakoninnen vor Ort, digital oder hybrid an verschiedenen Themen aus dem weiten Themenfeld „Sinn“. Bei Diakon Bernd Heide von der diakonischen Gemeinschaft Nazareth ging es um die Frage, ob Diakone und Diakoninnen Expert:innen für die Sinnfindung sind oder sein sollten. „Sinn ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen“, erinnerte er. In seinem Workshop konnten die Teilnehmenden der Frage nachgehen, ob Sinn außerdem ein Merkmal diakonischen Handelns ist.

Diakonin Heike Gatzke, Vorstandsvorsitzende des VEDD, und Diakon Tobias Petzoldt, Geschäftsführer, bearbeiteten in ihrem Workshop die Frage, welcher Sinn von Gemeinschaft und Gemeinschaften hinter dem Leben in unserer flüchtigen und komplexen Welt steckt. Wie Diakone und Diakoninnen gegen den Trend wirken könnten, war Thema der Gesprächsrunde. „Obwohl Kirche nicht nur Sympathie erfährt, sind die Sympathiezahlen für die Arbeit der Diakonie erfreulich hoch“, so Petzoldt. Im Gemeinwohlatlas von 2019 lag die Diakonie als Unternehmen, das zum Gemeinwohl beiträgt, immerhin auf Platz zehn.

Im dritten Workshop beleuchtete Diakon Dr. Johannes Haeffner von der Rummelsberger Brüderschaft die Frage nach einem eigenen Berufsethos für Diakoninnen und Diakone. „Wir sind nun mal keine Miniatur-Pfarrer“, sagte er. „Wir haben noch viel aufzuholen, es gibt sehr wenig Literatur im Bereich unseres Berufsbildes.“

Nach einer kurzen Pause hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, einen zweiten Workshop zu besuchen oder sich einer Gesprächsrunde zum Thema „Nachwuchsgewinnung“ anzuschließen.

Im Plenum wurden dann die wichtigsten Erkenntnisse des Vormittags zusammengetragen. Der Begriff der Sinnfindung müsse näher erklärt, die Zielgruppe genau benannt werden, so der Wunsch. Um genau zu erklären, was Diakon:innen tun, seien auch verschiedene Übersetzungen nötig, nicht nur ein wissenschaftlicher Ansatz. Wichtig war den Teilnehmenden auch das integrierte Verständnis der doppelten Qualifikation: Wann bin ich Diakon, wann Sozialpädagogin? „Ich fühle mich auch im sozialarbeiterischen Beruf als Diakonin. Ich bin eben beides“, so eine Studierende aus Ludwigsburg. Dieses Verständnis, so Bernd Heide, müsse schon im Studium vermittelt werden. Die diakonische Haltung, so das Fazit des Plenums, ist nicht an einen dienstlichen Vertrag gebunden.

Der Vorstand des VEDD nimmt konkrete Ideen zur Weiterarbeit aus dem Fachgespräch mit. Und auch die Teilnehmenden gehen mit frischen Impulsen zurück in den dienstlichen Alltag. „Schön, dass wir jetzt mit einem gewissen Rückenwind weitergehen gegen die eine oder andere steife Brise, die uns entgegenkommt“, schloss Tobias Petzoldt.

Text und Fotos: Diakonin Arnica Mühlendyck

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