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Friederike Beuter wird Nazareth-Älteste

Friederike Beuter ist die dritte Frau im Ältesten-Amt. (Foto: privat)

„Ich will hören, was die Menschen brauchen.“

Vier Jahre regiert der Bundeskanzler, fünf Jahre ist der Bundespräsident im Amt, und für ganze sechs Jahre bestimmt die Diakonische Gemeinschaft Nazareth ihren „Ältesten“. Beziehungsweise ihre „Älteste“, denn mit Friederike Beuter übernahm zum Jahreswechsel die bislang dritte Frau diese Aufgabe. Sie folgt auf Wolfgang Roos-Pfeiffer im Amt, der in die Direktion der Stiftungen Sarepta und Nazareth gewechselt ist.

Anfang Januar wurde Friederike Beuter in einem Gottesdienst in der Betheler Zionskirche in Bielefeld offiziell in das neue Amt eingeführt. Gewählt wurde sie bereits im vergangenen August von der Mehrheit der rund 900 Nazareth-Geschwister. Jetzt warten vielfältige Aufgaben auf die 47-Jährige – innerhalb und außerhalb der diakonischen Gemeinschaft. Denn als Älteste organisiert sie die seelsorgliche Begleitung in Nazareth, Einsegnungen und Jubiläen sowie die Gemeinschaftstage, die zwei Mal im Jahr stattfinden. Gleichzeitig ist sie Bindeglied zwischen Nazareth, der Landeskirche und anderen diakonischen Gemeinschaften. Zudem gehört sie – wie auch die leitende Sarepta-Schwester – der Direktion als beratendes Mitglied an.

Die Vita von Friederike Beuter liest sich wie ein Paradebeispiel diakonischer Doppelqualifikation aus fachlicher und spiritueller Ausbildung: Einem Studium der Sozialen Arbeit im Rahmen der Ausbildung zur Diakonin folgte ein berufsbegleitendes Theologie-Studium; der Tätigkeit in den Bereichen Wohnungsnotfallhilfe und Psychiatrie folgten Stationen an der Fachhochschule der Diakonie, in der Betheler Unternehmensentwicklung und zuletzt bei Bethel.regional. Hier kehrte sie in die operative Tätigkeit zurück und war als Bereichsleitung, ab 2020 dann als Regionalleitung im Bielefelder Süden im Einsatz.

Die angespannte Personalsituation und die fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft seien aktuell die großen Herausforderungen für die Diakonie. „Wenn viele Menschen sich von der verfassten Kirche abwenden, müssen wir uns fragen: Welche Angebote können wir denen machen, die dort keine spirituelle Heimat mehr finden?“, sagt Friederike Beuter.

In Personalangelegenheiten dürfe nicht nur die Gewinnung neuer Kräfte im Blick stehen: „Es ist elementar, dass wir Mitarbeitenden zur Seite stehen, die verzweifeln, weil es für sie immer schwieriger wird, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden“, warnt die Älteste. „Wir müssen sie bestärken, Wertschätzung vermitteln und ihnen sagen: Du wirst gesehen.“

Die zunehmende Pluralität in Bethel sieht die in Wittgenstein und in der Pfalz aufgewachsene gebürtige Bielefelderin gelassen: „Wir sind eine evangelische Gemeinschaft, können aber auch anderes zulassen. Da bin ich optimistisch – auf menschlicher Ebene klappt das.“ Für sie stellt sich eher die Frage, wie diakonische Fachlichkeit zukünftig refinanziert wird: „Wir können begründen, warum in der sozialen Arbeit auch spirituelle Begleitung nötig ist. Das müssen wir dann auch tun.“ Auch deshalb sei ein offenes Ohr für die Klientinnen und Klienten unerlässlich: „Ich will hören, was die Menschen brauchen.“

Als Expertin für das Bundesteilhabegesetz (BTHG) will sie dessen Umsetzbarkeit für Diakonie prüfen. Viele Elemente aus dem BTHG seien durchaus diakonisch, zum Beispiel die personenzentrierte Herangehensweise beim individuellen Unterstützungsbedarf: „Das ist zutiefst christlich – jeder einzelne Mensch ist als Geschöpf Gottes wertvoll und mit einer eigenständigen Würde ausgestattet.“ Friederike Beuter ist zuversichtlich: „Vielleicht funktioniert heute manches nicht mehr, was in den vergangen 70 Jahren gut war. Aber es tun sich auch neue Chancen auf.“

Text: Robert Burg

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