Generationen im Dialog
Schwestern- und Brüdertag im Evangelischen Johannesstift
Gemeinsam streiten – Generationen auf dem Weg: Unter dieser Überschrift traf sich die Schwestern- und Brüderschaft des Evangelischen Johannesstifts zu ihrem Gemeinschaftag vom 30. Mai – 2.Juni im Johannesstift. Die 370 Teilnehmenden waren eingeladen, das Miteinander der Generationen unter unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und im Miteinander der Generationen unterschiedliche Themen zu bearbeiten. Dieses Wechselspiel, Generationendialog als Thema und als Methode, zog sich die ganzen vier Tagedurch. Ein Blick auf die Teilnehmenden zeigt, wie altersgemischt der Gemeinschaftstag und somit auch die Schwestern- und Brüderschaft ist. Der jüngste Teilnehmer war kein Jahr alt und die älteste Teilnehmerin feierte in diesem Jahr ihren 95. Geburtstag. Und von 1924 bis 2018 war jeder Jahrgang unter den Teilnehmenden vertreten.
Den Eröffnungsgottesdienst hatten Studierende sowie Diakoninnen und Diakone des Mentorenprojektes vorbereitet. „Wer hat den Hut auf?“ wurde gefragt: z.B. bei der Liedauswahl im Gottesdienst. Oder „Wer hat den Durchblick?“ bei der Wohnpflicht oder beim Gemeinschaftsleben. Und mit dem Predigttext aus 1. Mose 26,12ff über den Streit Isaaks mit den Hirten von Gerar um das kostbare Gut Wasser ging es um die Frage, wie geduldig und streitbar man sein sollte. „Weites Feld“ nennt Isaak den Brunnen, um den es keinen Zank und Streit gibt.
Voraussetzung für den freundlichen Streit zwischen den Generationen ist ein „öffentlicher Raum“, in dem jede und jeder sich mit Fragen und Antworten einbringt. Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse aus Heidelberg bezog sich in seinem Vortag am Freitagvormittag auf die Philosophin Hannah Ahrendt und ihr Buch „Vita Activa oder Vom tätigen Leben“. Der „Rückzug ins Private“ entzieht dem Dialog (und Streit) und letztlich der Demokratie die Basis. Unsere Verantwortung liegt darin, öffentliche Räume zu ermöglichen und zu gestalten.
Am Nachmittag des Thementages wurde in 14 Themenräumen und Workshops intensiv weitergedacht und gearbeitet. Unter anderem
- sorgten Thesen wie „Die Alten entscheiden und die Jungen verschlafen die Zukunft“ oder der „Feminismus verschiedener Generationen“ für Diskussionsstoff;
- wurde das Gemeindehaus/ Mehrgenerationenhaus der Paul-Gerhardt-Gemeinde besucht,
- Generationen in der Bibel als im Bibliolog und Bibliodrama erarbeitet,
- ein Spiel zum Miteinander der Generationen entwickelt
- ein Workshop zum Thema Nachhaltigkeit und konkreten Verbesserungsmöglichkeiten für die Schwestern- und Brüderschaft angeboten und
- in zwei Gruppen Lieder der Kindheit gesungen und Theater gespielt.
„Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn Du ihn verstehen willst“, rät ein indianisches Sprichwort. Der Thementag schloss mit einer Feierabendmahlsfeier und dem Nachdenken über den gemeinsamen Weg „in unterschiedlichen Schuhe“ ab.
Der Samstag war gefüllt mit dem Gesamtkonvent, der jährlichen Mitgliederversammlung der Schwestern- und Brüderschaft. Der Abend war nochmal gefüllt mit zwei thematischen Angeboten. Das Generationentheater „Zeitsprung“ aus Tübingen, welches auch den Theaterworkshop am Freitag angeboten hatte, zeigte Ausschnitte aus einem eigenen Theaterstück. Und der ehemalige Lateinamerikabeauftragte des Auswärtigen Amtes Bernhard Graf von Waldersee, hielt einen Vortrag zur politischen Situation in Brasilien. Die Schwestern- und Brüderschaft hat seit über 30 Jahren eine Partnerschaft zu einer diakonischen Gemeinschaft in Brasilien.
Im Abschlussgottesdienst am Sonntag wurden 16 neue Mitglieder liturgisch in die Schwestern- und Brüderschaft aufgenommen.


